Pausen etwa bei Ortswechseln

Einfacher ist da schon der Tipp, dass bei Personen-, Zeit- und Ortswechseln Pausen zu machen sind. Doch der Bucheckern-Chef belässt es nicht bei erwartbaren Basics. Man könne seinen Zuhörern ein Geschenk machen, so dass sie auf neue Art und Weise zuhören würden. Dafür gebe es ganz einfache Mittel, die jeder anwenden kann. Bei Dialogen könne eine Person langsam und leise sprechen, die andere als Kontrast dazu schnell und laut. Auch sei es durchaus erlaubt, einer Figur einen Sprachfehler anzudichten. Dazu müsse man nicht übertreiben, es reiche ein sparsam gesetztes Zischen, um die Figur bei den Zuhörern ankommen zu lassen. „Man muss gar keine große Schauspielkunst beweisen“, sagt Wülfing. Oft können die Frauen nur staunen, wie leicht aus wenigen Worten auf Papier ein ganzer Film im Kopf wird.“

Tobias Mühlenschulte, Westdeutsche Allgemeine Zeitung vom 27.3.2012

Beispiel Bibel

Die Frauen hängen an seinen Lippen. ( … ) Enthusiastisch plädiert Wülfing dafür, den Geschichten beim Vorlesen Leben einzuhauchen, die Figuren klar voneinander abzugrenzen. T. H. liest aus dem Alten Testament einen Hebräerbrief vor. Den muss sie bald als Kantorin vortragen. Deshalb ist sie hier beim Workshop. Als sie das Buch zuschlägt, schaut sie gespannt in die Runde.

„Das ist natürlich ein besonderes Textbeispiel“, sagt André Wülfing. „Besonders auch in der Überlegung, was man daraus machen kann.“ Der Erzähler spricht dabei eher von einer Melodie, es sei schon klar, dass man nicht nuscheln dürfe und laut sprechen müsse. „Die Bibel ist ein spannendes Buch, man sollte es nicht immer in einem Singsang vorgurken“, so der Consol-Erzähler. Seine Workshop-Teilnehmerinnen sollen sich Gedanken darüber machen, was in Texten steckt, was darin passiert, was aus ihnen herausgeholt werden kann. Wülfing: „Es geht darum, den Text für sich zu erobern.“

Vom starren Textgerüst gelte es sich mitunter zu lösen, sich zu befreien von den Erwartungshaltungen des Verfassers oder des Verlags. Mit Margit Kruse nimmt auch eine echte Autorin am Vorlese-Workshop teil. Sie hat einen ihrer Krimis mit zum Workshop gebracht. An sie gerichtet sagt André Wülfing: „Vergessen sie mal, dass sie das geschrieben haben.“ Ein Ratschlag, der wohl nicht so leicht zu befolgen sein dürfte…

Die grüne Insel – Legenden und Anekdoten

Das Erfolgs-Programm: Wilde, irische Geschichten aus der Zeit, als die Schweine noch Flügel hatten. Kaum eine Kultur ist reicher an Erzählungen voller Weisheit und Witz. Geschichten vom Feenvolk, närrischen Gaunern und Abenteuern, bei denen man nicht weiß, ob sie der Wahrheit oder der Trunkenheit entsprungen sind.

Das Buch ist da!

Schaut, ich habe euch im letzten Winter ein Lehrbüchlein über „Erzählende Geschichten“ geschrieben: Das wurde sehr schön und lässt sich inzwischen auch in die Hände nehmen!
Hier, was auf dem Buchrücken steht:

„Wie geht das – schön und gut erzählen? Der erfahrene Erzähler André Wülfing nimmt uns mit auf den Weg zum versierten, künstlerischen, mündlichen Bühnenerzählen. Er benennt überschaubar und praxisnah das vorbereitende Finden und dramaturgische wie sprachliche Bearbeiten von geeigneten Geschichten, weist mit zahlreichen Tipps auf verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten hin und begleitet mithilfe von Erzähltechniken schließlich durch einen Erzählvortrag vor Publikum. „Erzählende Geschichten“ ist eine wertvolle Handreichung für alle, die sich auch ohne weitreichende, kulturgeschichtliche Herleitung und wissenschaftlichen Einordnungen auf die fröhliche Reise zum freien und kompetenten Geschichten-erzählen machen wollen – ob im privaten, beruflichen oder künstlerischen Rahmen. Das Buch enthält neben Anleitung und Übungen 12 Beispielgeschichten zum Selbst-Erzählen.“