Beispiel Bibel

Die Frauen hängen an seinen Lippen. ( … ) Enthusiastisch plädiert Wülfing dafür, den Geschichten beim Vorlesen Leben einzuhauchen, die Figuren klar voneinander abzugrenzen. T. H. liest aus dem Alten Testament einen Hebräerbrief vor. Den muss sie bald als Kantorin vortragen. Deshalb ist sie hier beim Workshop. Als sie das Buch zuschlägt, schaut sie gespannt in die Runde.

„Das ist natürlich ein besonderes Textbeispiel“, sagt André Wülfing. „Besonders auch in der Überlegung, was man daraus machen kann.“ Der Erzähler spricht dabei eher von einer Melodie, es sei schon klar, dass man nicht nuscheln dürfe und laut sprechen müsse. „Die Bibel ist ein spannendes Buch, man sollte es nicht immer in einem Singsang vorgurken“, so der Consol-Erzähler. Seine Workshop-Teilnehmerinnen sollen sich Gedanken darüber machen, was in Texten steckt, was darin passiert, was aus ihnen herausgeholt werden kann. Wülfing: „Es geht darum, den Text für sich zu erobern.“

Vom starren Textgerüst gelte es sich mitunter zu lösen, sich zu befreien von den Erwartungshaltungen des Verfassers oder des Verlags. Mit Margit Kruse nimmt auch eine echte Autorin am Vorlese-Workshop teil. Sie hat einen ihrer Krimis mit zum Workshop gebracht. An sie gerichtet sagt André Wülfing: „Vergessen sie mal, dass sie das geschrieben haben.“ Ein Ratschlag, der wohl nicht so leicht zu befolgen sein dürfte…