- Was die Westdeutsche Allgemeine Zeitung sagt:
„André Wülfing ist ein erstklassiger Erzähler, der mit den feinen Nuancen handelt wie ein Verkäufer mit exklusiven Tüchern und Stoffen […] Mit seiner fein zeichnenden Gestik, seinem sinnlichen Sprach- und Sprechgefühl, sowie mit seiner gesamten Bühnenpräsenz entdeckt er die hohe Schule dieser Mischung aus Rezitation und Improvisation, strenger Textdisziplin und Lebendigkeit des Kommunizierens mit dem Auditorium […] Für alle ein Muss, die die Intimität des mitdenkenden Erzählens schätzen.“
- Den Text für sich erobern
Beim Vorlese-Workshop gibt André Wülfing den Teilnehmerinnen mehr als nur grundlegende Tipps. Voller Enthusiasmus ermutigt er dazu, die Philosophie des Vorlesens zu erfahren
Die acht Frauen haben ganz unterschiedliche Bücher und Geschichten mitgebracht. T.H. aus Bottrop ist mit dem Alten Testament in dem kleinen Pförtnerhäuschen des Consol Theaters aufgeschlagen. G. N. aus Gladbeck hat sich für „Das Schneeglöckchen“ von Hans Christian Andersen entschieden. Fabeln, Märchen und Krimis machen das literarische Potpourri auf den zusammengeschobenen Holztischen in der kreativen Stube perfekt.
André Wülfing, Hauserzähler im Consol Theater und Leiter der dort seit fünf Jahren angesiedelten Vorlesegruppe „Die Bucheckern“, hat eingeladen. Zum Workshop „Vorlesen: Wie geht das noch schöner?“ Zum ersten Mal. Immer wieder haben Menschen bei entsprechenden Veranstaltungen Interesse an solch einem Angebot bekundet, sagt Wülfing. ( … ) Die Nachfrage ließ nicht nach. ( … )
- Pausen etwa bei Ortswechseln
Einfacher ist da schon der Tipp, dass bei Personen-, Zeit- und Ortswechseln Pausen zu machen sind. Doch der Bucheckern-Chef belässt es nicht bei erwartbaren Basics. Man könne seinen Zuhörern ein Geschenk machen, so dass sie auf neue Art und Weise zuhören würden. Dafür gebe es ganz einfache Mittel, die jeder anwenden kann. Bei Dialogen könne eine Person langsam und leise sprechen, die andere als Kontrast dazu schnell und laut. Auch sei es durchaus erlaubt, einer Figur einen Sprachfehler anzudichten. Dazu müsse man nicht übertreiben, es reiche ein sparsam gesetztes Zischen, um die Figur bei den Zuhörern ankommen zu lassen. „Man muss gar keine große Schauspielkunst beweisen“, sagt Wülfing. Oft können die Frauen nur staunen, wie leicht aus wenigen Worten auf Papier ein ganzer Film im Kopf wird.“
Tobias Mühlenschulte, Westdeutsche Allgemeine Zeitung vom 27.3.2012
- Beispiel Bibel
Die Frauen hängen an seinen Lippen. ( … ) Enthusiastisch plädiert Wülfing dafür, den Geschichten beim Vorlesen Leben einzuhauchen, die Figuren klar voneinander abzugrenzen. T. H. liest aus dem Alten Testament einen Hebräerbrief vor. Den muss sie bald als Kantorin vortragen. Deshalb ist sie hier beim Workshop. Als sie das Buch zuschlägt, schaut sie gespannt in die Runde.
„Das ist natürlich ein besonderes Textbeispiel“, sagt André Wülfing. „Besonders auch in der Überlegung, was man daraus machen kann.“ Der Erzähler spricht dabei eher von einer Melodie, es sei schon klar, dass man nicht nuscheln dürfe und laut sprechen müsse. „Die Bibel ist ein spannendes Buch, man sollte es nicht immer in einem Singsang vorgurken“, so der Consol-Erzähler. Seine Workshop-Teilnehmerinnen sollen sich Gedanken darüber machen, was in Texten steckt, was darin passiert, was aus ihnen herausgeholt werden kann. Wülfing: „Es geht darum, den Text für sich zu erobern.“
Vom starren Textgerüst gelte es sich mitunter zu lösen, sich zu befreien von den Erwartungshaltungen des Verfassers oder des Verlags. Mit Margit Kruse nimmt auch eine echte Autorin am Vorlese-Workshop teil. Sie hat einen ihrer Krimis mit zum Workshop gebracht. An sie gerichtet sagt André Wülfing: „Vergessen sie mal, dass sie das geschrieben haben.“ Ein Ratschlag, der wohl nicht so leicht zu befolgen sein dürfte…